Ressorts - Schauplatz 26. November 2007 Basler Zeitung
Schuhe mit schwimmenden Herzen

BASEL. IM LADEN «BOOTS ’N HEELS» STEHEN COWBOYSTIEFEL NEBEN SEXSPIELZEUGEN

Sie verkaufen Westernstiefel, sexy Highheels und Schmuck für den Intimbereich. Daniel Frey und Annette Raillard haben sich einen Traum verwirklicht.

NADJA WIDMER
«Boots ’n Heels» heisst der Laden. Doch statt Stiefel und Absatzschuhe liegen im Schaufenster Intimschmuck, Sexspielsachen und Stringtangas für Männer. Erst der Blick ins Ladeninnere zeigt, dass es hier auch Schuhe gibt. Grobe Westernstiefel und sexy Highheels – ein ziemlicher Gegensatz.
 Daniel Frey (49) und seine Geschäftspartnerin Annette Raillard (38) haben sich mit dieser Boutique einen Traum verwirklicht. «Wir sind beide überzeugte Westernstiefelträger», erklärt Frey den Ursprung ihrer Geschäftsidee. «Diese Stiefel verkörpern ein Lebensgefühl.» Während es früher in Basel noch auf diese Art von Schuhen spezialisierte Geschäfte gab, seien sie heute die Einzigen, die eine grössere Auswahl anbieten. Die Cowboystiefel kommen von Herstellern aus Spanien. «Die europäischen Modelle sind viel schnittiger und ausgeflippter als amerikanische», sagt Frey. Die handgefertigten Stiefel haben aber ihren Preis. Das teuerste Modell kostet stolze 1800 Franken. «Die sind so teuer, weil sie aus Krokodilleder sind», erklärt Frey.
 Als Gegenpol zu den Cowboystiefeln haben sich der gelernte Kaufmann und die studierte Ethnologin Stöckelschuhe ausgesucht. So gegensätzlich die Schuhe sind – sie haben doch einen gemeinsamen Nenner. «Sie verkörpern die wilde Seite», sagt Frey. Aber auch Verspieltes findet sich im Laden an der Rebgasse 35. Ein Modell der bis zu 15 Zentimeter hohen Absatzschuhe hat in seiner durchsichtigen Sohle kleine rote Herzchen, die im Wasser schwimmen.

STRASSSTEINE. An einer Wand gegenüber hängen Stringtangas – für Frauen und für Männer. Daneben steht eine Vitrine mit Intimschmuck, farbigen Dildos aus Glas und anderem Sexspielzeug. Es sei nicht so einfach gewesen, etwas Ausgefallenes mit guter Qualität zu finden, sagt Raillard. Sie habe im Internet und in Magazinen nach Herstellern gesucht. Magazine? Wahrscheinlich einschlägige. «Nein, wir haben die Adressen der Lieferanten in normalen Modezeitschriften gefunden», sagt Raillard. Unter den Stringtangas für Frauen sind einige, die den Namen «Unterhose» nicht wirklich verdienen. Dort, wo der Stoff am nötigsten gebraucht würde, fehlt er gänzlich. Zwei schmale Bänder halten das ganze zusammen und Strassschmuck deckt zumindest ein klein wenig.

INTIMER BEREICH. Die Kundschaft des seit September geöffneten Ladens sei «bunt gemischt», wie Frey sagt. «Vom Grossstadt-Cowboy über Kunden, die einem Modetrend nachgehen oder etwas Ausgefallenes suchen, bis hin zum Biker ist alles dabei», sagt Frey. Weil der Laden in der Rebgasse liegt, kämen auch immer wieder Frauen aus dem Milieu. «Die Nähe zum Gewerbe ist nicht gewollt, es ist so, dass die Grösse der Räume und die Miete in unser Konzept passen», sagt Raillard.

Auch Kundschaft von sechzig an aufwärts kaufe bei ihnen ein – sowohl Männer als auch Frauen. Manchmal gerieten ältere Damen ab den Highheels richtig ins Schwärmen. «Eine Dame hat mir verraten, dass sie früher nur solche Schuhe trug», erzählt Raillard. Beim Intimschmuck müsse man in den Verkaufsgesprächen sehr behutsam vorgehen. «Das ist ein intimer Bereich», sagt Raillard. Peinlich sei es jedoch nie, ergänzt Frey.

SKEPSIS. Aus dem eigenen Umfeld
 seien anfänglich skeptische Reaktionen auf die neue Tätigkeit gekommen. «Doch als sie sich die Sache erst einmal angeschaut haben, fanden sie sie sehr interessant», sagt Frey. «Wir distanzieren uns klar von dem Schmuddeligen.»

Für die Leute, die sich die Schuhe, erotische Unterwäsche und Spielzeug für gewisse Stunden lieber im intimeren Rahmen kaufen möchten, bieten Raillard und Frey so etwas wie eine Tupperware-Party an. «Wir gehen zu den Kunden und sie können sich im privaten Umfeld mit Freunden alles in Ruhe anschauen», erklärt Frey die Idee. Sie zeigen ihren Kunden das Sortiment und erklären, was wozu benutzt wird. «Ausprobieren geht aber aus Hygienegründen nicht», betont Frey, «das dürfen sie erst nach dem Kauf.»

«Boots ’n Heels», Rebgasse 35, Basel. Geöffnet Dienstag bis Freitag von 11 bis 18.30 Uhr und samstags 11 bis 17 Uhr.
www.thewildside.ch